Brief an den Bruder Bernhard von Bismarck, Kniephof, 25./30. Juli 1829
Lieber Bernhard!
Ich gratulire Dir noch nachträglich zu Deinem Geburtstage. – Ich habe am Sonnabend Deinen Brief angefangen, und heute am Mittwoch fahre ich erst damit fort. Am Sonntag nämlich konnte ich doch unmöglich schreiben, zumahl da gegen Mittag Blankenburgs kamen. Mit ihnen bin ich am Abend nach Zimmerhausen gereist, von wo ich erst gestern wiedergekommen bin. Am Sonntag kam der Kronprinz durch Naugard, und Vater ist dort gewesen. Dienstag war hier große Gesellschaft. S. Exell. der Sack, der Bankmann Rummschüttel (der nichts that als Wein kosten), Obrist Eisenhart usw. waren hier. Malvinchen sieht jetzt ganz persönlich aus und spricht deutsch und französisch, wie es ihr einfällt. Sie kennt Dich auch noch und sagt immer: Bu Bennat auch tommen. Sie freute sich recht, als ich ankam. In der Brennerei wird hier sehr viel gebaut, auch wird ein neues Haus mit Kellern angesetzt, der sonstige Pferdestall wird zur Wohnung eingerichtet, die Tagelöhnerhäuser sollen nach der Schäferei hinaus, und wo sie jetzt stehen, bekommt Carl ein Haus. Ich habe schon ganz schrecklich viel gearbeitet! In Zimmerhausen habe ich eine Ente geschossen. Vater ist heut zu Mittag bei Obrist Eisenhart. Unsre kleinen Schweine, die eben zur Ader gelassen werden, schreien so entsetzlich, daß ich nicht mehr schreiben kann; auch muß ich noch einen Brief an Onkeln fabriziren; Du wirst Dich also wohl hiermit begnügen müssen. Lebe wohl. Ich hoffe Dich gesund und fieberlos wiederzusehen.
Dein Dich liebender Bruder. Otto v. Bismarck.
Lotte [Schmeling] läßt Dich grüßen.
Am Rande der ersten Seite: Besorge doch beiliegenden Brief von mir citissime an Onkeln [Fritz von Bismarck].