Schwarz-Rot-Gold

    Bismarcks Mitarbeiter in Frankfurt, Justus von Gruner, berichtet über einen gemeinsamen Spaziergang auf der Mainpromenade im Mai 1851.

    Als wir am Bundespalais in der Eschenheimerstraße vorüber kamen, fiel Bismarcks Blick auf die schwarz-rot-goldne Fahne, welche auf dem Dache des Bundespalais flatterte. Er hatte mich untergefaßt, und als er diese damals sehr verrufenen Farben erblickte, drückte er mit äußerster Heftigkeit meinen Arm an sich und rief: „Sehen Sie, die Schurken, jetzt haben sie die schwarz-rot-goldne Fahne aufgepflanzt, wenn es ihnen paßt, werden sie die rote aufpflanzen!“ Oft habe ich im Jahre 1866 dieser Aeußerung gedenken müssen, wo Bismarck mit einem Male im Namen Preußens als Grundlage der beantragten Bundesreform das Programm des äußersten Radikalismus, das heißt die Berufung eines deutschen Parlamentes, hervorgegangen aus allgemeinen direkten und geheimen Wahlen am Bundestage beantragte. Damals war er es, der auf diese Weise im Gegensatze zu Oesterreich die rote Fahne aufsteckte.

    Justus von Gruner, Rückblick auf mein Leben, in: Deutsche Revue 26, 1901, Bd. 2, S.43