Ein Gesandter, kein Geschickter

    Bei einem Tischgespräch mit der Ehefrau eines ausländischen Diplomaten verdeutlicht Bismarck den Unterschied zwischen einem Gesandten und einem Geschickten.

    Die Frau eines ausländischen Diplomaten fragte den Kanzler während eines Tischgesprächs: „Wie kommt es eigentlich, Exzellenz, daß es in der deutschen Sprache nicht selten Ausdrücke gibt, die absolut dasselbe bedeuten wie etwa ›sicher‹ und ‚gewiß‘ oder ‚senden‘ und ‚schicken‘?“
    Bismarck überlegte nicht lange und meinte: „Würde etwa hier eine Feuersbrunst ausbrechen, wäre es meine Pflicht, Sie, meine Gnädigste, an einen sicheren Ort zu bringen, jedoch nicht an einen gewissen. Und schließlich: Ihr Gatte ist ein ‚Gesandter‘, aber kein ‚Geschickter ‘.“

    Gustav Sichelschmidt, Der Eiserne Kanzler. Hundert Bismarck-Anekdoten. Mit einem einführenden Essays und elf Zeichnungen aus dem Kladderadatsch, Holzminden 1990, S. 90