Auf einer Fahrt mit dem Diplomaten Robert von Keudell durch den Sachsenwald erinnert Bismarck im Herbst 1872 an zentrale Wegmarken seiner bisherigen politischen Karriere.
„Stockpreußentum“ vor 1851; Lehrjahre, in Frankfurt für die deutsche, in Petersburg und Paris für die europäische Politik; Kampf gegen den Landtag für das königliche Regiment; Entwickelung der schleswig-holsteinischen und zugleich der deutschen Frage; Krieg in Böhmen und Deutschland; Schnelle Friedensschlüsse in Nikolsburg und im Inneren – vielleicht seine verdienstlichsten Leistungen; Norddeutscher Bund, Zollparlament; Krieg in Frankreich; Vollendung der deutschen Einheit, Kaisertum, Gewinnung gesicherter Westgrenzen; Hoffnungsreiche Freundschaft Oesterreich-Ungarns.“
Als wir in den Hof einfuhren, sagte er: „Nach Gottes Willen ist ja für Deutschland das Notwendige erreicht worden. Aber es treten immer neue Gefahren und Schäden hervor, Schäden, die zu heilen man versuchen muß, wenn man auch nicht wissen kann, ob die Heilung gelingen wird. Ich sehne mich oft nach Ruhe; aber für mich kann es keine Ruhe geben.“
Robert von Keudell, Fürst und Fürstin Bismarck. Erinnerungen aus den Jahren 1846 bis 1872, 3. Aufl., Stuttgart 1902, S. 488