In seinen Memoiren beschreibt Bismarck seine Gedanken bei der Erhebung in den Fürstenstand im März 1871.
Als mir am Morgen des 21. März 1871 ein eigenhändiges Handschreiben des Kaisers die Erhebung in den Fürstenstand anzeigte, war ich entschlossen, Se. Majestät um Verzicht auf Seine Absicht zu bitten, weil diese Standeserhöhung in die Basis meines Vermögens und in meine ganzen Lebensverhältnisse eine mir unsympathische Aenderung bringe. So gern ich mir meine Söhne als bequem situirte Landedelleute dachte, so unwillkommen war mir der Gedanke an Fürsten mit unzulänglichen Einkommen nach dem Beispiel von Hardenberg [Preußischer Staatsminister] und Blücher [preußischer General], deren Söhne die Erbschaft des Titels nicht antraten – der Blücher’sche wurde Jahrzehnte später erst infolge einer reichen und katholischen Heirath erneuert. In Erwägung aller Gründe gegen eine Standeserhöhung, die ganz außerhalb des Bereichs meines Ehrgeizes lag, langte ich auf den oberen Stufen der Schloßtreppe an und fand dort zu meiner Ueberraschung den Kaiser an der Spitze der königlichen Familie, der mich herzlich und mit Thränen in seine Arme schloß, indem er mich als Fürsten begrüßte, seine Freude, mir diese Auszeichnung gewähren zu können, laut äußerte. Dem gegenüber und unter den lebhaften Glückwünschen der königlichen Familie blieb mir keine Möglichkeit, meine Bedenken anzubringen. Das Gefühl, daß man als Graf wohlhabend sein kann, ohne unangenehm aufzufallen, als Fürst aber, wenn man letzteres vermeiden will, reich sein muß, hat mich seitdem nie wieder verlassen.
Otto von Bismarck, Gesammelte Werke. Neue Friedrichsruher Ausgabe, Abt. IV: Gedanken und Erinnerungen, bearb. von Michael Epkenhans und Eberhard Kolb, Paderborn u.a. 2012, S. 304