Bei einem Besuch des Schriftstellers und Arztes Wilhelm Gittermann in Friedrichsruh erzählt Bismarck 1892 eine Anekdote aus seiner Zeit am Deutschen Bundestag in Frankfurt in den 1850er-Jahren.
„Ich war während meines Frankfurter Aufenthalts häufig im Taunus auf der Jagd und befand mich eines Tages mit einem befreundeten Herrn, dem dicken … , auf einem Berge, wo wir uns gelagert hatten, um unser Frühstück zu verzehren. Ich hatte schon alles aufgegessen, fühlte aber noch einen furchtbaren Hunger und überlegte, wie ich dem dicken X wohl zwei prachtvolle Würste abnehmen könnte, die er neben sich liegen hatte. Da sah ich vor uns in einiger Entfernung den Friedhof eines Dörfchens, und weil ich wußte, daß der Dicke nichts sehen oder hören konnte, was ihn an Sterben erinnerte, so blickte ich starr nach der Gegend des Kirchhofs, bis mein Gefährte aufmerksam wurde und mich fragte. Als ich ihm sagte: ‚Sehen Sie mal den schönen Kirchhof, er liegt so idyllisch, daß ich dort wirklich einmal begraben sein möchte‘, da warf er hastig sein Essen beiseite, indem er mich wutschnaubend anschrie: ‚Da habe Se mir mit Ihrer Quatscherei den ganzen Appetit verdorben, denn ich kann keinen Happe mehr esse!‘ Nun, ich hatte meinen Willen und verzehrte seelenvergnügt die beiden Würste, unter fortwährendem Schimpfen des Dicken.“
Wilhelm Gittermann, Erinnerungen an Friedrichsruh, in: Grenzboten 1899, S. 516