Bei einem Besuch des Generalkonsuls Gustav Michahelles mit einer Gesandtschaft des Sultans von Sansibar in Friedrichsruh beweist Bismarck im Oktober 1889 seine Rüstigkeit zu Pferd.
Nach zwangloser Unterhaltung und nachdem die Gäste ihre Namen in das Fremdenbuch eingetragen hatten, verabschiedete sich das Fürstenpaar von ihnen und wünschte ihnen eine glückliche Heimreise, während der Reichskanzler mich aufforderte, noch zum Abend draußen zu bleiben; Herr v. Brauer [Bismarcks persönlicher Referent] und ich geleiteten sodann die Gesandten gegen 4 Uhr wieder an den Bahnhof. Kaum hatten sie im Coupé ihre Plätze eingenommen und während sie vom Fenster aus noch einige Worte mit uns wechselten, erschien plötzlich der Fürst hoch zu Roß auf einem mächtigen Braunen, nahm in kurzem Galopp die Stufen zum Perron hinauf und ritt an den Zug heran, um den fremdländischen Gästen nochmals durch das Fenster die Hand zu schütteln. Dann wandte er das Pferd kurz herum, sprengte über den Bahnsteig und die Stufen zur Straße herunter und verschwand in der Richtung auf den Wald, während die Araber ihm in grenzenlosem Erstaunen nachschauten.
Als ich abends dem Fürsten sagte, mir wäre es unheimlich gewesen, wie er auf dem glatten Pflaster des Bahnsteiges herangaloppiert wäre, erwiderte er mir lachend: „Das habe ich mit Absicht getan, damit die Leute draußen meinen Feinden erzählen, daß ich noch ganz rüstig bin.“
G. Michahelles, Mein erster Besuch in Friedrichsruh am 22. Oktober 1889, in: Brauer/Marcks/von Müller [Hrsg.], Erinnerungen an Bismarck, S. 65f.
Otto von Bismarck, Fotografie, Friedrichsruh, 7. Juli 1890 (© Otto-von-Bismarck-Stiftung)