Kaisertitel

    In einem Tischgespräch mit seinem Pressereferenten Moritz Busch und dem Geheimrat Heinrich Abeken in Versailles schildert Bismarck einen Konflikt mit König Wilhelm von Preußen vor der Kaiserproklamation am 18. Januar 1871.

    Die Unterhaltung ging sodann in eine gelehrte Erörterung des Unterschieds zwischen den Titulaturen „deutscher Kaiser“ und „Kaiser von Deutschland“ über, und auch die Möglichkeit eines „Kaisers der Deutschen“ wurde erwähnt.
    Als ein Weilchen darüber verhandelt worden war, fragte der Chef, der bisher zu der Debatte geschwiegen hatte: „Weiß einer von den Herren, was auf Lateinisch Wurscht heißt?“
    „Farcimentum“ [Wurstfüllung], erwiderte Abeken.
    „Farcimen“ [Wurst], sagte ich.
    Chef, lächelnd: „Farcimentum oder farcimen, einerlei. Nescio quid mihi magis farcimentum esset.“ [Ich weiß nicht, was mir mehr „Wurst“ wäre.]

    Moritz Busch, Tagebuchblätter, Bd.2: Graf Bismarck und seine Leute während des Krieges mit Frankreich 1870-1871 bis zur Rückkehr nach Berlin Wilhelmstraße 76 – Denkwürdigkeiten aus den Jahren 1871 bis 1890 – Varzin, Schönhausen, Friedrichsruh, Leipzig 1899, S. 69f.

     

    Anton von Werner Figurenstudie Kaiserproklamation Archiv OBS 1030x832Figurenstudie von vier Offizieren. Zeichnung von Anton von Werner aus dem Jahr 1872 zur Vorbereitung seines Gemäldes zur Kaiserproklamation (Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin, Leihgabe für die Sonderausstellung „1870/71. Reichsgründung in Versailles“, Friedrichsruh 2021/2022)