Köstliche Zigarre

    Bei einem Besuch des Publizisten Paul Liman erzählt Bismarck von einer Begegnung mit einem verwundeten Soldaten nach der Schlacht von Königgrätz im Juli 1866.

    „Bei Königgrätz,“ so erzählte Bismarck, „hatte ich nur noch eine einzige Zigarre in der Tasche, und die hütete ich während der ganzen Schlacht wie ein Geizhals seinen Schatz. Ich gönnte sie mir augenblicklich selbst noch nicht. Mit glühenden Farben malte ich mir die wonnige Stunde aus, in der ich sie nach der Schlacht in Siegesruhe rauchen wollte. Aber ich hatte mich verrechnet. Ich sah einen armen verwundeten Dragoner. Hilflos lag er da, beide Arme waren ihm zerschmettert, und er wimmerte nach einer Erquickung; ich suchte in allen Taschen nach, und das nützte ihm nichts. Doch halt, ich hatte ja noch eine kostbare Zigarre! Die rauchte ich ihm an und steckte sie ihm zwischen die Zähne. Das dankbare Lächeln des Unglücklichen hätte man sehen sollen. So köstlich hat mir keine Zigarre geschmeckt, als diese, die ich – nicht rauchte!“

    Paul Liman, Bismarck in Geschichte, Karikatur und Anekdote. Ein großes Leben in bunten Bildern. Erste bis dritte Auflage, Stuttgart 1915, S. 114f.